So, und jetzt noch mal bei Licht betrachtet: Trier von oben. In diesem Fall von ganz oben, von der Mariensäule am gegenüberliegenden Moselufer aus. Damit steht schon ein Plan für die nächsten Monate: den höchsten Punkt des jeweiligen Ortes suchen und von dort ein Foto machen. (Ich freue mich schon auf Spiekeroog. Höchster Punkt dort: Wittdün mit 24,1 Meter über NN, die höchste natürliche Erhebung von ganz Ostfriesland.)
Die Mariensäule selbst ist ein reiner Protestbau, zur Zeiten der preußischen Herrschaft von der katholischen Stadtbevölkerung finanziert, quasi als erhobener Mittelfinger in Richtung der Konstantinbasilika, die zur protestantischen Kirche umgewidmet worden war. Wie viel Zank schon immer zwischen den Religionen im kleinen Trier war, sieht man auch am Portal der Liebfrauenkirche: das Judentum dargestellt mit gebrochener Tora-Rolle, blind und mit fallender Krone – gemauerter Antisemitismus.
Aber nein, so wollte ich eigentlich nicht anfangen, dazu fand ich die ersten beiden Tage viel zu lieblich. Die Mosel in der Wintersonne, mein verschlafenes Dörfchen Pallien mit dem plätschernden Bach, der hinter dem Haus fließt – für mich als Großstädterin ist fast am verstörendsten, dass man sich zwanzig Fußgeh-Minuten vom Stadtzentrum entfernt komplett wie auf dem Land fühlen kann. Vielleicht war ich deshalb so stumm die letzten Tage: Es war wie eine Vollbremsung. Und jetzt muss ich ganz vorsichtig wieder in Fahrt kommen.