Archiv der Kategorie: Trier

Im Hellen

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So, und jetzt noch mal bei Licht betrachtet: Trier von oben. In diesem Fall von ganz oben, von der Mariensäule am gegenüberliegenden Moselufer aus. Damit steht schon ein Plan für die nächsten Monate: den höchsten Punkt des jeweiligen Ortes suchen und von dort ein Foto machen. (Ich freue mich schon auf Spiekeroog. Höchster Punkt dort: Wittdün mit 24,1 Meter über NN, die höchste natürliche Erhebung von ganz Ostfriesland.)

0107liebfrauenDie Mariensäule selbst ist ein reiner Protestbau, zur Zeiten der preußischen Herrschaft von der katholischen Stadtbevölkerung finanziert, quasi als erhobener Mittelfinger in Richtung der Konstantinbasilika, die zur protestantischen Kirche umgewidmet worden war. Wie viel Zank schon immer zwischen den Religionen im kleinen Trier war, sieht man auch am Portal der Liebfrauenkirche: das Judentum dargestellt mit gebrochener Tora-Rolle, blind und mit fallender Krone – gemauerter Antisemitismus.

Aber nein, so wollte ich eigentlich nicht anfangen, dazu fand ich die ersten beiden Tage viel zu lieblich. Die Mosel in der Wintersonne, mein verschlafenes Dörfchen Pallien mit dem plätschernden Bach, der hinter dem Haus fließt – für mich als Großstädterin ist fast am verstörendsten, dass man sich zwanzig Fußgeh-Minuten vom Stadtzentrum entfernt komplett wie auf dem Land fühlen kann. Vielleicht war ich deshalb so stumm die letzten Tage: Es war wie eine Vollbremsung. Und jetzt muss ich ganz vorsichtig wieder in Fahrt kommen.

Im Dunkeln

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Das ist Trier. Das ist kein gutes Bild von Trier, noch nicht mal ein scharfes. Aber es ist das erste, abends nach der Ankunft beim Gassigehen von einem Berg irgendwo am anderen Moselufer gemacht, mit klopfendem Herzen und großer Vorfreude.

Nach all den vielen Reisen der letzten Jahre, in der Welt und auf Lesetour in Deutschland, habe ich eines gelernt: Es gibt nichts Schöneres, als im Dunkeln anzukommen. Man sieht nicht viel, man ahnt nur etwas, man hat ein unbestimmtes Empfinden. Und dieses Empfinden hat mich noch nie getäuscht: Eine Stadt, die ich im Dunkeln mag, mag ich auch im Hellen.

In diesem Fall kann ich über die Stadt noch gar nichts sagen, denn ich werde erst morgen nach Trier hinübergehen. Ich wohne in Pallien (hinten ausgesprochen nicht wie Wien, sondern wie Italien), einem Straßendörflein am linken Moselufer genau gegenüber der Innenstadt. Zur Porta Nigra sind es nur 1,5 Kilometer, und trotzdem hatte ich heute das Gefühl, irgendwo auf dem Land angekommen zu sein. Ein Kirchlein steht gegenüber meinem Haus, ein Bächlein plätschert – das Lauteste im Haus ist die Uhr an der Wand.

Bin ich jetzt größenwahnsinnig geworden, dass ich ein ganzes Haus gemietet habe? Nein: Es ist dieses Häuslein (sorry für all die Diminutive – es ist reines Entzücken, nicht Verachtung). Eine Küchenzeile, ein kleiner Tisch, ein Sofa im Erdgeschoss, über eine steile Treppe geht es zum Schlafzimmer hinauf (genauer: es gibt zwei Schlafzimmer, falls mal wer kommt). Gefunden habe ich es über airbnb, wie so viele meiner Unterkünfte auf der Weltreise. In Deutschland, zumindest ist das bisher mein Eindruck, geht es genau so einfach. Und ebenso wie auf der Weltreise gibt es bei längeren Aufenthalten Sonderkonditionen, die den Monat nicht teurer machen als eine normale Miete daheim.

0105erstesmaljanuarEine Tradition des alten Weltreiseblogs war ja Das erste Mahl, die erste Mahlzeit im neuen Heim: Mache ich jetzt einfach mal weiter, ja? Zumal es ein so schönes und überraschendes Mahl war: Sandra, meine Vermieterin, hatte mir eine Platte mit Antipasti in den Kühlschrank gestellt und eine Flasche Riesling-Jahrgangssekt der Vereinigten Hospitien. Beides nach der langen Fahrt hochwillkommen und schnell geleert.

Es geht gut los.