Archiv der Kategorie: Allgemein

Genussgesellschaft

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Es wurde nach Restauranttipps gefragt? Bitte sehr. In diesem Fall ein Café mit Buchhandlung über zwei Stockwerke eines schönen Jugendstilhauses, schmal und hoch und unglaublich gemütlich: die Genussgesellschaft. Mit hauseigener Kaffeerösterei, himmlischen Küchlein (die Cannelés!) und… Ach, ich mache es mir leicht und zitiere einfach mal die Karte zum Frühstücksbuffet (Mo bis Sa, 9 bis 11.15 Uhr, pro Person 13,50 Euro):

• Französische Käseauswahl unseres Mâitre fromager mit Chutneyvariationen, Dattel- oder Feigenbrot, Trauben und eingelegten Tomaten • Eifel-Premium-Landschinken, Pâté-Variationen sowie Hähnchenbrust • Knoblauchsalami und Chorizo, dazu eingelegte Zucchini, Champignons und so manche Leckereien • Frische gebackene Quiche • Couscous • Petit Pain, Bio-Brot unseres Landbäckers, Brioche, Mini-Croissant • Butter aus der Normandie, Quark und zum persönlichen Verfeinern eine Auswahl unserer naturreinen Gourmetsalze • Leckerer Joghurt aus Vichy • Obstkorb • Unsere glücklich machenden Marmeladen und Fruchtaufstriche, auch für Diabetiker • Müsli aus eigener Herstellung mit Bio-Vollmilch • Schokolade als Brotaufstrich, Schokosplitter de Ruijter • Zum Dessert: ein kleiner Gruß unseres Pâtissiers Jean Claude

Sonntags gibt es Brunch von 9.30 bis 14 Uhr mit noch mehr Zeug. Man mag es sich gar nicht vorstellen.
Genussgesellschaft Café, Nagelst. 31, 54290 Trier, 0651/979 00 20

Reisebegleiter

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Da ich dieses Mal kommod im Auto durch die Republik fahre, habe ich der Versuchung nicht widerstehen können, das eine oder andere… sagen wir: nichtessentielle Teil mit einzupacken. Natürlich ist die unverzichtbare Teekanne aus Buenos Aires wieder mit dabei, die mich ja auch schon auf meine Lesetour begleitet hat. Aber dieses Mal kommen eben auch drei Dosen meines Lieblingstees und ein Teestövchen dazu. Und eine Wärmflasche mit Zopfmusterpulli. Und ein auf Ziegenhaut gemaltes Bild vom Heiligen Georg aus Äthiopien, das mich an mein Epizentrum St. Georg in Hamburg erinnert. Und eine walisische Decke, falls der Hund doch mal aufs Sofa springt (totaaaal unerwünscht natürlich). Und zwei Plastikfigürchen von Tim und Struppi, die mir Anne Siegel geschenkt hat. Tim in klassischer „Ich muss sofort los«-Haltung, Struppi mit ebenso typischem Ausdruck höchster Skepsis über die Eskapaden seines Herrchens. Ich habe es sonst nicht sehr mit Rumsteherles/Nippes/Staubfängern, aber Tim und Struppi ist einer meiner Lieblings-Comics, und seit ich einen eigenen Struppi habe, eher noch mehr. (Dass meine Wahl auf einen Foxterrier fiel, ist möglicherweise kein Zufall.)

Anne hat mir verrückterweise ein Kapitel in ihrem Buch Himmelsstürmerinnen gewidmet. Im Personenverzeichnis findet sich unter S »Schmidt, Fiete« – als kleiner Gruß an meinen Hund. Heute werden Tim und Struppi 85 Jahre alt, am 10. Januar 1929 erschien die erste Geschichte in der Jugendbeilage einer katholischen Tageszeitung, und deshalb heute ein ebenso kleiner Gruß an einen großen Comic. Und an Anne.

Fremde

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Kurz vor los, und die Welt beginnt wieder zu singen. Auf der Straße treffe ich meinen Nachbarn Jonas (sein Boxermischling Micky ist der einzige Hund weit und breit, vor dem Fiete richtig Muffe hat), wir reden über das Reisen, er erzählt von seinen Wanderjahren als Zimmermannsgeselle. Drei Jahre und ein Tag sind Pflicht nach dieser 800 Jahre alten Tradition; er war fast vier Jahre ein »Fremder«, wie die Wandergesellen genannt werden, und hat dabei ganz Deutschland gesehen. »Ein wunderschönes Land«, sagt er. Wir reden übers Weggehen und Wiederkommen, und er sagt: »Wer weggeht, zeigt, dass er seinen Beruf erst nimmt. Aus all jenen, die auf Wanderschaft gegangen sind, ist etwas geworden.«

Nachts, beim letzten Spaziergang, komme ich an einer Bank vorbei, auf der ein paar Bücher von Camus zum Mitnehmen ausgesetzt wurden, schön säuberlich aufgereiht. Darunter »Der Fremde«, das ich nie gelesen habe. Ich nehme es dankbar mit. Serendipity. Es beginnt schon wieder.

Frohes neues Jahr

140101 alster Ich bin noch da, wie man sieht. Also: hier. In Hamburg. Und wie immer vor einer großen Reise bin ich so da wie nie. Schon vor der Weltreise waren die letzten Tage vor dem Aufbruch seltsam melancholisch. Ich gucke mir die Stadt an, als ob ich sie nie wieder sehen dürfte. Ich inhaliere Anblicke und Ausblicke, an denen ich sonst achtlos vorbei gehe, und frage mich mindestens dreimal am Tag: Warum willst Du weg von hier, was soll das eigentlich? Die Antwort wird mir, auch das kenne ich ja schon, genau in dem Moment einfallen, wenn ich am ersten Ziel angekommen bin.

Dieses Mal geht es nicht am 1. Januar los, sondern am 5., es schieben sich noch ein paar medizinische Termine dazwischen (keine Sorge, nichts Schlimmes). Ich melde mich dann ab dem 6. aus Trier. Ach so, mein Kapuzenpulli ist noch erklärungsbedürftig – und passt zum Thema Deutschland. Er zeigt Per Mertesacker, der ja gerade für Arsenal London spielt. Und dem dort die höchste Ehre widerfährt, die ein Deutscher im englischen Fußball erleben kann: einen eigenen Fangesang. »Big fucking German, we’ve got a big fucking German! Big fucking Geeeeerman…«

Das T-Shirt zum Gesang gibt es über die Per-Mertesacker-Stiftung, der Erlös geht an Kinder in Not.

Here we go again

»Das müssen Sie jetzt machen, oder? Dazu zwingt Sie Ihr Bestseller?« fragte mich neulich ein Kollege im Interview. Ja, nee: Das muss ich machen, stimmt, aber weil ich es machen will – und zwar schon machen wollte, als Das große Los noch Quark im Schaufenster war. Im Oktober 2012 habe ich mit meinen Eltern eine zehntägige Autorundreise durch Deutschland gemacht, die einer einfachen Spielregel folgte: Jeder von uns hatte zwei Ziele frei, und da wurde ohne weitere Diskussionen hingefahren. Meine Ziele waren Orte, die jeder durchschnittliche japanische Tourist kennt, ich aber damals noch nicht: Heidelberg und Rothenburg ob der Tauber (mein Vater wollte Saumagen im Deidesheimer Hof essen, wo Helmut Kohl immer seine Staatsgäste hingeschleppt hat, und ins Kloster Eberbach, wo Der Name der Rose gedreht worden ist, meine Mutter wollte nach Celle und Fulda). Gelandet sind wir am Ende (lange Geschichte) im wunderschönen Quedlinburg, wo ich beschloss: Sobald es geht, drehe ich eine größere Runde in Deutschland.

Jetzt ist es soweit: 2014 geht es in zwölf deutsche Orte, von denen ich keine Ahnung habe. Ich war noch nie im Bamberg, in Görlitz, in Bielefeld oder auf Spiekeroog. Ich war je einen halben bis ganzen Tag auf der Durchreise in Alsfeld, Erfurt, Stralsund, Trier, Konstanz, Potsdam und Bochum. Ich bin in Neumünster geboren, habe die Stadt aber sofort nach dem Abitur verlassen. Ich fange also überall bei Null an, ebenso wie bei meiner Weltreise 2011, und bin überzeugt, dass ich nicht nur am Ende jedes Monats schlauer bin, sondern erst recht am Ende dieses Jahres.

Wohnen werde ich wieder in möblierten Wohnungen oder WG-Zimmern (wer was weiß: meike@zurueckauflos.com, in Trier, Spiekeroog, Bamberg und Bielefeld bin ich schon versorgt). Ich möchte überall mal meine Nase reinstecken, bei einigen Orten weiß ich sogar schon, wo ich sie reinstecke: Im September lässt mich (und Sie) freundlicherweise das Bochumer Schauspielhaus hinter die Kulissen gucken – es ist der Premierenmonat, der Start der neuen Spielzeit –, bei anderen Orten wird sich das noch ergeben.

Denn wie immer ist nahezu nichts geplant. Losfahren und dann mal schauen, das hat sich bisher immer bewährt. Ohne Hilfe geht das nicht, und deshalb freue ich mich über jeden Hinweis und jeden Auftrag, siehe hier.

Und jetzt: los.