Aom Ecken I

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Nahezu jeder, der mir was zu Trier empfohlen hat, begann oder endete mit den Worten »Und natürlich musst du unbedingt zu Rosi ins Aom Ecken.« Mein erster Besuch im Aom Ecken fand also zum schnellstmöglichen Zeitpunkt statt: Nachmittags um halb fünf, Rosi hatte den Laden gerade wieder zum ersten Mal nach den Feiertagen aufgemacht. Wird ganz schön leer sein um diese Zeit, dachte ich – von wegen, es war halb voll und keine Stunde später war jeder Stuhl besetzt. An einem Mittwochnachmittag.

Der Laden ist eine Trierer Institution, man trifft wirklich jeden hier. Man komme nicht wegen des Essens, hatte man mir gesagt – was ich schon wegen der unfassbar leckeren Moselfische (kleine Rotaugen, schnell frittiert und am besten im Ganzen zu essen) nicht verstehe. Und erst recht nicht, nachdem ich den Trierer Klassiker probiert hatte: Flieten. Das sind Hähnchenflügel, kross ausgebacken, hier sensationell gewürzt, perfekt zum Knabbern. Man muss sich das vorstellen wie Kartoffelchips mit Fleisch dran: komplett suchtbildend. Getrunken wird dazu eine Porz Viez, eine weitere Trierer Spezialität: Apfelwein, serviert im Porzellanbecher. Ich dachte beim ersten Becher noch: Och, die paar Prozent Alkohol – und bestellte mit roten Backen die zweite Porz dann besser als Schorle. Oder wie es hier korrekt heißt: Viez-Sprudel.

0108dirklouyVerabredet war ich mit dem Herrn der Flieten, dem Flietenforscher Dirk Louy. Der betreibt die Website flietenführer.de, für die er sich aufopferungsvoll und gewissenhaft durch alle Trierer Restaurants gegessen hat, die Flieten auf der Speisekarte haben. Und das sind nicht wenige.

Für Dirk war es ein sentimentales Abschiedsessen, denn nach sieben Jahren Trier geht er als Umweltreferent in den Düsseldorfer Landtag. Er liegt in den letzten Zügen seiner Doktorarbeit, die sich mit der DNA des Mohrenfalters beschäftigt. Er war dazu unter anderem in den Alpen und den Karpaten unterwegs und erzählt sehr lustig von den Schwierigkeiten, Schmetterlings-DNA zu konservieren (die Details würden hier zu weit führen). Schmetterlingsforscher, Flietenspezialist, Lokalpatriot – und stellvertretender Kreisvorstand der CDU Trier. Einer der lustigsten Nachmittage seit langem.

Und wie gesagt: Zu Rosi kommen wir später…

Aom Ecken, Maarstr. 45, 54292 Trier, 0651 26444. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 16 Uhr bis zum letzten Gast.

18 Gedanken zu „Aom Ecken I

  1. Rebekka.

    Liebe Frau Winnemuth, sind Sie das auf Twitter, mit eben ihrem Nachnamen als Nickname? 🙂

    Schön, dass wir wieder mitreisen und entdecken dürfen!

  2. Tina Krüger

    Weiß der Herr Louy, warum es die nur in Trier gibt ? In Hamburg gibt es leider keine Flieten auf der Karte.

    1. Dirk Louy

      Bestimmt wird es auch Flieten auch in Hamburg geben aber ob diese so gut schmecken wie hier in Trier muss noch überprüft werden 😉 . Flieten oder Flüjelschen oder wie immer man sie aussprechen möchte entspringen der regionalen Mundart und beschreiben kross frittierte Hühnerflügel die gut gewürzt sind.
      Doch in der für diese Region typischen Kombination mit einem guten Porz Viez und leckerem Brot diese Mischung wird man wohl nicht in Hamburg finden. Einer von vielen guten Gründen einfach mal eine Reise in die älteste Stadt Deutschlands zu wagen.

  3. Anke Louy

    Hallo…
    Auch ich war schon bei Rosi und habe dort natürlich Flieten gegessen… sie schmecken wirklich wahnsinnig lecker… und auch ich war dort u.a. mit Dirk Louy, meinem Bruder.
    Er ist der Herr der Flieten, der Mohrenfalter und der beste Onkel für unseren Sohn den man sich vorstellen kann.
    Ich glaube gerne das es ein lustiger Nachmittag war, er ist ein sehr guter Gesprächspartner mit immer wieder spannenden Geschichten von seinen Reisen.

  4. SteffiG

    Hallo!

    Ich lese gerade Ihr Weltreisen-eBook mit Wonne, bin gestern über dieses neue Projekt hier im Netz gestolpert und am 20. voraussichtlich in Trier. Perfekt! 🙂 Der Link ist schon in den Favoriten und wird weiter verfolgt! Und vielleicht gibt es bis dahin noch ein paar weitere schöne Trier-Tips! 🙂 Viel Spaß und Erfolg weiterhin und ich bewundere auch Ihre Offenheit für Menschen, Dinge, Stimmungen und Inspirationen!!!

    Viele Grüße
    Steffi

  5. Conny Krott

    „Ich hab‘ da mal ’ne dumme Frage…“
    „Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten!“
    Stimmt nicht:
    Nur eine nicht gestellte Frage ist eine dumme Frage!!

    Liebe Frau Winnemuth!
    Ich habe letzten Sonntag beim Bügeln Ihr Interview bei NDR Info gehört. Stichpunkt: Dunkelblau. Ich trage seit bestimmt 20 Jahres von Kopf bis Fuß, Tag und Nacht nur dunkelblaue Klamotten. Ausgesprochen praktisch in bezug auf Zeit vorm Kleiderschrank und Portemonnaie und überhaupt.
    Morgens begann der Tag bisher mit Wetter-App und Spiegel online, jetzt ist Ihr Blog dazu gekommen.
    Viele Grüße aus Hamburg
    Conny

  6. Moritz Peters

    Klingt gut, da bekommt man gleich wieder Hunger! Ich bewundere immer, vor allem, als ich Ihr Buch gelesen habe, wie sie in der Fremde mit all den vollkommen verschiedenen Leuten ins Gespräch kommen, wie machen Sie das?

    1. Meike Winnemuth Beitragsautor

      Einfach ansprechen, lieber Herr Peters. Im Fall von Dirk Louy: Website entdeckt und ihn angemailt, ob er nicht Lust hat, mit mir im besten Flietenladen Triers zu essen. Um mich selbst zu zitieren: »Wenn man nicht fragt, ist die Antwort immer nein.«

  7. christine hild

    Genial: Die DNA des Mohrenfalters (darf der heute eigentlich noch so heissen??).

        1. Otto E. Fuss

          Eisch hollen dat onned so genau – in Trier gibbet onnoch „Mohreköpp“ 😉

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