Oft denke ich, große Ideen haben es leichter im Kleinen. Je größer die Stadt, desto größer auch die Widerstände, die Gremien, der Verwaltungsapparat. Je kleiner der Ort, desto mehr können einzelne Entschlossene bewirken.
Eine dieser großen Ideen findet sich neben der Benediktinerabtei St. Matthias, die nicht nur der einzige deutsche Ort mit einem Apostelgrab ist, sondern unter ihren 17 Brüdern auch einen hat, Bruder Eucharius, der zugleich als Amtsrichter in Trier arbeitet (den hätte ich zu gern getroffen, aber wie man sich vorstellen kann, ist sein Kalender ziemlich dicht). Auf den ehemaligen Feldern der Abtei ist ab 1979 ein bemerkenswertes Wohnprojekt entstanden, das Schammatdorf. In 144 Wohnungen leben derzeit rund 280 Bewohner aus allen Lebensbereichen miteinander. Menschen mit und ohne Behinderungen (40 Wohnungen sind barrierefrei), Ältere, Jüngere, Familien, Studenten. Darunter seit 1984 der Klaus und seit elf Jahren seine zweite Frau, die Malu. Zwei von vielen, auch wenn »der Klaus« zufällig Klaus Jensen ist, der Oberbürgermeister von Trier, und »die Malu« Malu Dreyer, seit einem Jahr rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin.
»Es sagt was über ihre Werte, dass sie hier wohnen geblieben sind«, sagt Sarja Herres, die sogenannte Kleine Bürgermeisterin des Projekts, die mich durch das Dorf führt. Die Wohnungen in der Größe von 50 bis 128 Quadratmetern (Nettokaltmiete 5,40 Euro) sind um elf Höfe gruppiert, jeder Hof hat Mitspracherecht bei der Vergabe leergewordener Wohnungen. Einmal im Monat trifft man sich sonntags zum gemeinsamen Kochen und Essen im Dorfzentrum, jeden Freitag im »Kneipchen«, wo jeder reihum Dienst schiebt. (Übrigens auch Bruder Eucharius, der Verbindungsmann zur benachbarten Abtei.) Darüber hinaus gibt es Konzerte, Sommerfeste, Dorfolympiaden. Und auch andere Ideen, das Leben zu teilen: In einer ausrangierten Telefonzelle zum Beispiel ist eine Büchertauschbörse eingerichtet, man kann bringen und mitnehmen, was man mag.
Hat sich etwas geändert am Leben hier, seit die Malu diesen neuen Job in Mainz hat? »Nicht wirklich«, sagt Sarja Herres. »Höchstens dass öfter mal die Polizei durch die Straße fährt und man besser aufpasst, ob man mit dem Handy im Auto telefoniert.«
Ohhh, wie ich Trier liebe! Übrigens hatte ich schon 2 mal das Vergnügen mit Bruder Eucharius zu plaudern. 2012 und 2013 war ich dort.. Meine ehemalige Schule in Viernheim (Hessen) bietet für Klasse 9 und 10 Klosterfahrten an. Und wie es das Schicksal so wollte war ich zwei mal in der Benediktinerabtei St. Matthias. Wir haben mit insgesamt 7 Personen den kompletten Klosteralltag mitgemacht (sofern wir durften)..heißt auch die Gebetszeiten um 5:45 in der frühe…Und das Schweigen beim Essen während zwei Brüder Essen und Trinken verteilen..
Besonders mit Bruder Daniel haben wir (die Schüler) gerne gequatscht. Noch relativ jung und modern eingestellt.
Liebe Grüße, Janine.
So einen Bücherschrank gibt es auch in kleineren Orten, zum Beispiel bei uns in Bad Essen. Besonders gefällt mir aber die Idee der „Vorgarten-Bibliothek“, die u.a. von Stefanie Leo umgesetzt wurde. Da kann jeder, der an einer einigermaßen belebten Straße wohnt, einen freien Bücherschrank am eigenen Gartenzaun einrichten! http://tinyurl.com/myur4h7
Solche Bücherschränke gibt es übrigens auch in anderen Städten – in Karlsruhe stehen einige, daneben teilweise auch sogenannte GiveBoxen – gleiches Konzept, nur nicht ausschließlich für Bücher, sondern auch für andere Dinge, die man selber nicht mehr will, die aber anderen noch gefallen könnten.
http://p162145.mittwaldserver.info/webcams/05/www-data/image.jpg
habe schon mal geschaut wie das Wetter auf Spiekeroog ist.
…hab grad Dein Buch „Das große Los“ fertig gelesen…hab mir einige Anregungen für mein Sabbatjahr geholt…Ich wünsche Dir alles Gute für Dein neues Projekt und freu mich schon auf das nächste Buch. Alles Liebe Lisa
Deinen Bericht über das Dorf finde ich sehr anregend und denke, dass es viel mehr solcher Projekte geben sollte. Ich lebe seit über 30 Jahren in einer Genossenschaft in Berlin, die aus 26 Personen besteht. Und kann bestätigen, was Du am Anfang beschrieben hast. Dass es große Ideen im Kleinen leichter haben als im Großen.
Wir haben uns über viele Grabenkämpfe in den letzen Jahrzehnten zusammengerauft und sind gesegnet mit großen und günstigen Wohnungen mitten im Bezirk Kreuzberg (der ‚aufgewertet‘ und unbezahlbar für die ‚Ureinwohner‘ wird). Wir leben unabhängig von Mietsteigerungen und selbstbestimmt mit mehreren Generationen und haben das große Glück, viel Grün in der Umgebung zu haben. Ich kann nur empfehlen, viele solcher Projekte zu starten.
Und Dir wünsche ich viele bereichernde Erlebnisse und Begegnungen auf der Insel, liebe Grüße aus Kreuzberg von Kiki
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/trier/Heute-in-der-Trierer-Zeitung-Priester-aus-Trierer-Kloster-missbraucht-jahrelang-Jugendliche;art754,2792592
Hallo Uschi,
Da hat Meike recht (in einem anderen Zusammenhang): Einfach so eine Webseite hinzuknallen ohne eigene Meinung oder Kommentar ist einfach schwach. Meike hat das Thema sehr feinfühlig dargestellt und man sollte in der Lage sein, das dabei zu belassen.
Jetzt kommt wieder die Argumentation, dass jeder seine Meinung sagen kann, auch wenn sie kontrovers ist. Einverstanden, doch hier ist nicht der Platz dafür…. Gern zu einem anderen Thema
Danke für diesen Bericht, schließe mich Petra an, wirklich klasse.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start auf der Insel! Freue mich schon besonders auf das erste „Fiete-am-Strand“-Foto!
Interessanter Bericht. Ein super Projekt, das hoffentlich viele Nachahmer finden wird!
Dass der Trierer OB und Malu Dreyer (die ich zwar nur aus dem TV kenne, aber trotzdem als angenehme Person empfinde) da wohnen, ist eine prima Sache. Das würde auch einigen anderen Politikern gut tun…
Das macht mir die beiden sehr sympathisch, dass sie dort wohnen geblieben sind. Danke für den Einblick…
das klingt verführerisch und ganz entspannt… dein projekt gefällt mir unglaublich gut! bin gespannt auf weiteres…
herzliche grüße
sylvia